Für Klimaschäden Verantwortung übernehmen

Bild: Weltladen-Dachverband e.V.

Anlässlich des Weltladentages (zugleich World Fair Trade Day) am 11. Mai fordern das Forum Fairer Handel und der Weltladen-Dachverband von der deutschen Bundesregierung dringende Fortschritte bei der Umsetzung einer gerechten Klimafinanzierung. Unter dem Motto "Für Klimaschäden Verantwortung übernehmen" setzen bundesweit hunderte Weltläden und Fair-Handels-Gruppen zu diesem Anlass ein Zeichen für Klimagerechtigkeit und Fairen Handel.

"Während in Deutschland erst kürzlich das Klimaschutzgesetz abgeschwächt wurde, leiden immer mehr Menschen weltweit unter den Folgen der Klimakrise", erklärt Andrea Fütterer, Vorstandsvorsitzende des Forum Fairer Handel in Berlin. "Gerade im landwirtschaftlichen Bereich sind die veränderten klimatischen Bedingungen und die daraus resultierenden Klimaschäden häufig existenzbedrohend. Vor allem kleinbäuerliche Betriebe leiden darunter", ergänzt Stephanie Seeger, Kampagnenreferentin beim Weltladen-Dachverband. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die prekäre Lage der Kakaobäuer*innen im Globalen Süden: In den wichtigsten Anbauländern wird in Folge von Dürren, Starkregen und Überschwemmungen mit großen Ernteausfällen gerechnet. Das führte zu Rekordpreisen auf dem Weltmarkt, von denen die Bäuerinnen und Bauern jedoch nicht profitieren. Die meisten leben weiterhin in Armut, was ursächlich für die weit verbreitete Kinderarbeit im Kakaosektor ist und Investitionen in einen nachhaltigen Anbau verhindert.

Der Faire Handel unterstützt Kleinbäuer*innen bei der Bewältigung der Klimakrise

Der Faire Handel arbeitet größtenteils mit kleinbäuerlichen Betrieben zusammen und geht mit gutem Beispiel voran: "Unsere Mitglieder unterstützen ihre Partner bei der Bewältigung der Klimakrise. Dies geschieht unter anderem durch Beratung bei der Umstellung auf klimaresistente Anbaumethoden und durch finanzielle Unterstützung, etwa für Aufforstungsmaßnahmen oder die Einführung erneuerbarer Energien", fasst Andrea Fütterer zusammen. Ein Beispiel: Um sie angesichts des wärmeren und feuchteren Klimas bestmöglich zu unterstützen, versorgt die Kakao-Kooperative COOPROAGRO in der Dominikanischen Republik ihre Mitglieder mit pilzresistenteren Setzlingen aus einer eigenen Modellfarm. Diese wurde unter anderem aus dem fairen Aufschlag finanziert, den das Fair-Handels-Unternehmen GEPA zusätzlich zu dem erhöhten Mindestpreis und der Bio-Prämie für den Kakao bezahlt. Joan Heredia, Agraringenieur bei COOPROAGRO erklärt, welche Bedeutung das für seine Kooperative hat: "Nur dann, wenn sie ihre Felder angepasst bewirtschaften, können die Bauern die Auswirkungen des Klimawandels in den Griff bekommen."

Weltladentag 2024 ruft zu mehr Gerechtigkeit in der Klimafinanzierung auf

Unter dem Motto "Für Klimaschäden Verantwortung übernehmen" setzt der Weltladentag 2024 bundesweit ein Zeichen für Klimagerechtigkeit und Fairen Handel. Gemeinsam mit dem Weltladen-Dachverband und dem Forum Fairer Handel rufen Weltladen-Engagierte die Politik dazu auf, Kleinbäuer*innen im Globalen Süden bei klimabedingten Schäden schnelle und bedarfsgerechte Hilfe zu leisten. "Wir brauchen eine gerechtere Klimapolitik, die die besonders Betroffenen deutlich besser schützt und in der die Verursachenden der Klimakrise endlich Verantwortung übernehmen", fordert Andrea Fütterer mit Blick auf die bevorstehende Klimakonferenz in Bonn Anfang Juni. "Der auf der Weltklimakonferenz 2023 beschlossene Fonds für Schäden und Verluste ist eine wichtige Maßnahme auf dem Weg zu mehr Klimagerechtigkeit, jedoch reichen die derzeit bereitgestellten Mittel nicht einmal aus, um 1 % der weltweiten klimabedingten Schäden und Verluste zu bezahlen", erklärt Stephanie Seeger. Am 11. Mai machen die Weltläden bundesweit mit verschiedenen Straßenaktionen auf die Problematik aufmerksam und sammeln Unterstützung für ihre Forderung nach mehr Klimagerechtigkeit und Fairem Handel.

Politische Forderungen des Fairen Handels in Bezug auf Klimafinanzierung

Auf der Weltklimakonferenz 2023 (COP28) in Dubai sicherte die internationale Staatengemeinschaft 800 Millionen US-Dollar für den Fonds für Schäden und Verluste zu. Das Geld soll von der Weltbank verwaltet werden. Offen blieb, ob für den Fonds neue Mittel bereitgestellt oder bereits für andere Klimaschutzmaßnahmen zugesicherte Gelder umgewidmet werden. Außerdem wurde auf der COP28 nicht geklärt, wie Menschen, die am stärksten von Klimaschäden und -verlusten betroffen sind, Zugang zu den Hilfs-Geldern erhalten sollen. Die Fair-Handels-Bewegung fordert die internationale Staatengemeinschaft auf, mehr Gelder für klimabedingte Schäden und Verluste bereitzustellen und Möglichkeiten zu schaffen, dass Kleinbäuer*innen direkten und einfachen Zugang zu Klimafinanzierung bekommen.

Das sind die konkreten Forderungen des Fairen Handels:

  • Aktuell sind für das kommende Jahr 6 Mrd. Euro für die internationale Klimafinanzierung zugesagt. Diese Zusage muss unbedingt eingehalten werden, in den Folgejahren aufgestockt werden und darf auch bei zusätzlichen Krisen nicht unter das heutige Niveau sinken. Denn angesichts des Bedarfs an Klimafinanzierung in Ländern des Globalen Südens und der historischen Verantwortung Deutschlands reichen die Mittel nicht aus.
  • Unter internationaler Klimafinanzierung wird üblicherweise nur Anpassung und Minderung verstanden. Inzwischen ist auch die Bewältigung von Schäden und Verlusten hinzugekommen. Die Gelder müssen allen drei Bereichen zugutekommen: der Emissionsminderung, der Anpassung an den Klimawandel und der Bewältigung von Schäden und Verluste.
  • Die deutsche Bundesregierung sollte sich bei der Ausgestaltung des Fonds für Schäden und Verluste dafür einsetzen, dass es auch Mikrozuschüsse mit geringem bürokratischen Aufwand und kleinen Auszahlungssummen gibt und dass Gelder auch direkt an zivilgesellschaftliche Organisationen ausgezahlt werden können, auch gegen den Willen der jeweiligen Regierungen.
  • Um das Geld aufzubringen braucht es einerseits Haushaltsmittel, andererseits sollte Deutschland auch fossile Subventionen wie z. B. die Energiesteuerbefreiung für Kerosin oder das Dieselprivileg abschaffen.
Mehr Informationen

Ausführliche Informationen zur Weltladentags-Kampagne erhalten Sie auf der Website des Weltladen-Dachverbands. Eine Übersicht der Weltläden in Deutschland finden Sie im Weltladenfinder.

Hintergrundinformationen zum Thema Klimagerechtigkeit aus Fair-Handels-Sicht erhalten Sie hier.

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