Schwerpunkte und Highlights des Forum Fairer Handel 2022

Foto: Digital Lions/ World Fair Trade Organization

Seit dem 24. Februar sehen wir mit Erschütterung in Richtung Ukraine. Neben dem Mitgefühl und der Solidarisierung mit der ukrainischen Bevölkerung fordert dieser Krieg uns auch dazu auf, an die vielen Menschen weltweit zu denken, die aufgrund kriegerischer Auseinandersetzungen oder infolge der Klimakrise um ihr Leben fürchten, ihrer Heimat und Zukunft beraubt werden und woanders auf der Welt (auch bei uns) Zuflucht suchen. Die weltweiten Verwerfungen infolge dieses Krieges zeigten uns einmal mehr, wie sehr alles in unserer globalisierten Welt zusammenhängt. Für unsere internationale Fair-Handels-Familie war das jedoch auch Anlass, die Ärmel noch weiter hochzukrempeln, um unsere gemeinsame Friedens- und Zukunftsvision zu verwirklichen. Denn soziale Gerechtigkeit, der Schutz von Menschenrechten und unserer Umwelt sind ein Beitrag zum Frieden. Die Rückbesinnung darauf ist wichtig, wenn wir angesichts der voranschreitenden Klimakrise, dem dramatischen Verlust der Biodiversität, wachsender Armut und Hunger den Eindruck bekommen, es ginge alles in die falsche Richtung.

Mit ökologischem Fairen Handel in die Zukunft

Während die Verteuerung von Lebens- und Produktionsmitteln nicht nur Verbraucher*innen, sondern auch die bäuerliche Landwirtschaft weltweit noch weiter unter Druck setzt, kommt es erst recht auf Fairen Handel und gerechte Handelsbedingungen an! Das haben wir auf unserer diesjährigen Jahrespressekonferenz betont und konnten verdeutlichen: Bio und fair ernährt mehr. Bei den Mitgliedsorganisationen des FFH sind 80 Prozent der Lebensmittel bereits bio-zertifiziert, denn im Fairen Handel gilt: Umweltschutz gehört untrennbar zu einer fairen Wirtschaftsweise dazu. Zu den guten Nachrichten, die das FFH 2022 verkünden konnte, gehörten auch die positiven wirtschaftlichen Entwicklungen: In der Tat konnte der Faire Handel in Deutschland sich 2021 trotz widriger Umstände erneut wirtschaftlich behaupten. Im Geschäftsjahr 2021 wurden in Deutschland 1,9 Milliarden Euro zu Endverbraucherpreisen mit Produkten aus Fairem Handel umgesetzt. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Zuwachs von 7 Prozent. Ausführlicher haben wir die relevanten Zahlen und Themen in unserer Broschüre „Aktuelle Entwicklungen im Fairen Handel 2022“ für Sie aufbereitet. Diese können Sie im Übrigen auch bei uns bestellen. Das gilt auch für die Kurzversion „Auf einen Blick: Aktuelle Entwicklungen im Fairen Handel“.

Einsatz für gerechte Handelspraktiken und faire Preise

Zu gerechteren Handelspraktiken gehören auch angemessene Preise für Bäuer*innen weltweit, welche ein wichtiger Schlüssel für existenzsichernde Einkommen und zu mehr Klima- und Umweltschutz in der Landwirtschaft sind. In diesem Zusammenhang möchten wir Sie auf die Publikation „Mit bitterem Beigeschmack. Faire Handelspraktiken und existenzsichernde Einkommen – eine Chance für den Kaffeesektor?“ (hier die Zusammenfassung) machen, welche wir gemeinsam mit Brot für die Welt herausgegeben haben. Darin konstatieren wir: Um die Einkommenssituation von Kaffeeproduzent*innen nachhaltig zu verbessern und den Kaffeemarkt gerechter zu gestalten, muss langfristig der Anteil der Wertschöpfung am Kaffee in den Produktionsländern erhöht werden. Nur durch verpflichtende Rahmenbindungen werden Unternehmen entgegen der preislichen Wettbewerbslogik ihre Einkaufspraktiken ändern und Menschenrechte inklusive existenzsichernde Einkommen und Löhne in ihren Lieferketten einhalten. Vor diesem Hintergrund werden wir uns auch weiterhin für gerechtere und nachhaltigere globale Wertschöpfungsketten stark machen und uns für ein Verbot von Dumpingpreisen für Erzeuger*innen einsetzen.

 

Ein Gewinn für alle – Einsatz für ein starkes EU-Lieferkettengesetz

Gemeinsam mit der Initiative Lieferkettengesetz setzen wir uns weiterhin für ein starkes EU-Lieferkettengesetz ein. Vielleicht gehören auch Sie zu den mehr als 90.000 Menschen, die die Petition der Initiative Lieferkettengesetz an Bundeskanzler Scholz unterschrieben haben? Dann gilt Ihnen unser Dank für Ihr Engagement! Dieses ist auch weiterhin dringend erforderlich, da dem Entwurf der EU-Kommission eine Verwässerung droht. Über die aktuellen Entwicklungen im EU-Ministerrat hat unsere Kollegin Maja Volland jüngst in ihrem Beitrag „Ratsposition mit Schlupflöchern“ berichtet. Was ein wirksames EU-Lieferkettengesetz abdecken müsste, hat sie im Factsheet „Mit einem EU-Lieferkettengesetz Menschenrechte und Umwelt wirksam schützen“ aus unserer Reihe „Kompass Fairer Handel“ für Sie zusammengefasst.

Das war der Gipfel! 16. International Fair Trade Summit in Berlin

Fest steht: Auf dem Weg in die sozial-ökologische Transformation braucht es unseren vollen Einsatz. Die dafür notwendige Aufbruchsstimmung war auf dem 16. International Fair Trade Summit (IFTS) in Berlin ganz deutlich zu spüren! Für uns als Gastgeber*innen war der IFTS der Gipfel eines bewegten Jahres. Wer Lust hat, (noch einmal) in die Atmosphäre des internationalen Fair-Handels-Gipfels einzutauchen, kann dies mittels dieses schönen Videos der World Fair Trade Organization tun. Es wurde übrigens von den Digital Lions in Kenia produziert – der ersten fairen Agentur für digitale Leistungen. Bei ihnen und allen, die diesen Summit ermöglicht haben, bedanken wir uns noch einmal herzlich.

 

Fair steht dir… Faire Woche 2022 

Auch die Engagierten der Fairen Woche 2022 haben unsere Anerkennung verdient! Vom 16. bis 30. September 2022 drehte sich unter dem Motto "Fair steht dir – #fairhandeln für Menschenrechte weltweit" alles um das Nachhaltigkeitsziel "Menschenwürdige Arbeit" (SDG 8) und das Thema Textilien. Wie kann eine nachhaltige und faire Textil-Lieferkette aussehen? Wie trägt der Faire Handel zu menschenwürdigen Arbeitsbedingungen im Textilbereich bei? Wie können wir selbst im Alltag dazu beitragen? Bundesweit haben unsere Engagierten mehr als 1.900 Aktionen rund um das Thema Textilien und Fairer Handel veranstaltet. Von Infoständen und Kleidertauschpartys über Podiumsdiskussionen bis hin zu Stadtrallyes und Modenshows: Wir sind begeistert, dass so viele dazu beigetragen haben, den Fairen Handel in Deutschland noch bekannter zu machen. Hier geht es zum Rückblick auf die Faire Woche 2022. Die kommende Faire Woche  findet übrigens vom 15. bis 29. September 2023 zum Thema "Klimagerechtigkeit" statt. Das bringt uns zum letzten Programmhighlight des Jahres.

FFH Jahrestagung zum Thema „Fairer Handel und Klimagerechtigkeit“

Bei unserer Jahrestagung am 08. Dezember im Berlin Global Village zum Thema "Klimagerechtigkeit und Fairer Handel" haben wir gemeinsam mit unseren Referent*innen darüber diskutiert, worauf es bei Klimagerechtigkeit ankommt. Sensibilisierung für bestehende Machtstrukturen und Ungerechtigkeiten ist ein erster Schritt. Den Zusammenhang zwischen Kolonialismus, Kapitalismus, Industrialisierung und der Klimakrise zu erkennen, ist wichtig. Die Fair Handels-Bewegung befindet sich auf dem Weg, ist aber noch nicht am Ziel. Wir wollen nicht nur am privaten nachhaltigen und fairen Konsum arbeiten, sondern setzen uns gemeinsam mit unseren Produzent*innen politisch für ihre Interessen ein. (Politische) Bildungsarbeit, gute und sensible Kommunikation und diversere Teams sind hierbei wichtig. Wir verstehen uns als Teil der Lösung und lernen gleichzeitig nie aus. Die Tagung wurde zeichnerisch von Ines Schaffranek dokumentiert.

Wir werden an den genannten Themen weiterhin intensiv arbeiten und Sie darüber 2023 auf dem Laufenden halten. Falls Sie mal tiefer eintauchen möchten, lohnt sich auch ein Blick auf unseren Blog. Dort erfahren Sie zum Beispiel, wie ein Agroforstprojekt von WeltPartner in Kooperation mit Naturland Kaffeebäuer*innen in Burundi neue Perspektiven eröffnet oder wie unsere Mitgliedsorganisation EL PUENTE sich von der Idee eines Vorreiters zum Proof of Concept entwickelt hat.

Cookies & Drittinhalte

Tracking (Matomo)
Google Maps
Videos (YouTube und Vimeo)

Detaillierte Informationen zu den einzelnen Cookies finden Sie in unserer Datenschutzerklärung

Speichern Alle akzeptieren