El Puente: Von der Idee eines Vorreiters zum Proof of Concept

Gründer Richard Bruns

Bild: El Puente

Anna Ritgen
Autorin
Anna Ritgen
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei El Puente

El Puente blickt auf eine 50-jährige Geschichte zurück. Mit einer Festwoche voller Aktivitäten feierte der El Puente Verein sein goldenes Jubiläum. Bei der Abschlussveranstaltung waren neben dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil auch zahlreiche Akteure aus der Fair-Handels-Bewegung anwesend. Während die Gäste bei einer Podiumsdiskussion über die Zukunft des Fairen Handels diskutierten, galt eine Ausstellung dem Blick in die Vergangenheit. Als in den 70er Jahren der El Puente Verein gegründet wurde, waren die Zielvorstellungen klar. Doch welche Leitgedanken tragen den Fairhändler heute?

Wie alles begann

„Für mich ist der Faire Handel auch ein Proof of Concept, eine Art Werkzeug, der Welt zu zeigen, es geht auch anders. Unternehmen können Mensch und Natur vor Profitmaximierung stellen und trotzdem lebensfähig sein“, so beschreibt Jette Ladiges, die neue Geschäftsführerin von El Puente, den Fairen Handel. Wenn es auch bereits 50 Jahre her ist, so waren die Gedanken der Gründer*innen von El Puente ähnliche. Damals kam eine Gruppe junger Menschen zusammen, um zunächst auf die ausbeuterischen Strukturen des Welthandels aufmerksam zu machen. Wenig später ging es auch darum, eine konkrete Alternative aufzuzeigen.
Den Impuls gab im Jahr 1969 ein ökumenischer Jugendkongress, der dazu führte, dass 1972 der El Puente Verein gegründet wurde. In den 70er Jahren, als der Faire Handel geboren wurde, war dies eine absolute Pionierarbeit. Und so sollte es weitergehen. Der El Puente Verein begann erste Produkte selbst zu importieren. Dazu gehörten Taschen und Rucksäcke aus Paraguay, die in Hildesheim verkauft wurden, genauso wie Strohsterne, die einen reißenden Absatz fanden. Zwei Jahre später gründete der Verein den ersten Weltladen in Norddeutschland und war 1975 an der Gründung des heutigen Weltladen-Dachverbandes beteiligt. „Wir wollten eine Brücke der Partnerschaft sein“, erinnert sich El Puente Gründer Richard Bruns. Die Idee des Verkaufs von fair gehandelten Produkten war so erfolgreich, dass die Ehrenamtlichen die Arbeit bald nicht mehr alleine bewältigen konnten. Deshalb wurde 1977 die El Puente GmbH als professionelle Import- und Vertriebsorganisation gegründet. Heute pflegt die GmbH Handelspartnerschaften in der ganzen Welt. 120 Handelspartner aus 40 verschiedenen Ländern liefern die fair gehandelten Produkte nach Deutschland. Dabei ist nach wie vor der hochwertige Kaffee eines der wichtigsten Produkte. Aber auch das Kunsthandwerk ist für die Fair-Handels-Organisation von großer Bedeutung: Handgefertigte Körbe, Schals und Taschen, Spielzeug sowie Wohn- und Küchenaccessoires sind gefragte Produkte.

Pioniere – damals wie heute

Seit der Gründung in den 70er Jahren ist viel passiert. Der Faire Handel ist ein Stück weit der Nische entwachsen. Rund 1,9 Milliarden Euro geben die Deutschen inzwischen für fair gehandelte Waren aus. Doch es gibt noch eine Menge zu tun. Dabei ist für El Puente der Faire Handel ein umfassender Ansatz, der viel mehr beinhaltet als eine faire Bezahlung. Der Faire Handel mit all seinen Leitgedanken, die Mensch und Umwelt in den Mittelpunkt rücken, taugt als Ausgangspunkt für eine neu gedachte Wirtschaft. Dabei müssen die Interessen aller Beteiligten entlang der Lieferkette gleichermaßen mit einbezogen werden. El Puente leistet damals wie heute Pionierarbeit: Das Fairhandels-Unternehmen bezieht durch seine Gesellschafterstruktur alle Akteure entlang der Lieferkette in wegweisende Entscheidungen des Unternehmens mit ein. Mit dem PaCo-Verein (Partner Comité) als eine von fünf Gesellschaftergruppen, haben die Handelspartner eine wichtige und gleichberechtigte Stimme im Unternehmen, genau wie die Mitarbeiter*innen, vertreten durch den CoCo e.V. (Comité de Colegas) und die Weltläden. Und so zeigt sich das Engagement für Mensch und Umwelt auch in alltäglichen, konkreten Ansätzen: Ob das Etablieren eines Unverpackt-Systems für Weltläden, der Warentransport per Segelfrachtschiff oder aber die Umsetzung von Klimaneutralität am Standort in Nordstemmen und zuletzt entlang der gesamten Kaffee-Lieferkette – El Puente gilt als Vorreiter im Bereich des Fairen Handels.

In eine faire Zukunft

Und so soll es weitergehen. Auch die nächsten 50 Jahre. „Ich hoffe, dass wir es schaffen, den Fairen Handel noch viel mehr in den Mainstream zu bringen“, so Jette Ladiges. Die Bewegungen in die richtige Richtung sind bereits jetzt erkennbar. Das deutsche sowie die Arbeit am EU-Lieferkettengesetz zeigen bereits, welche Relevanz eine Sorgfaltspflicht entlang der Lieferkette mittlerweile hat. Endkund*innen ist es inzwischen wichtig, ob Produkte ethisch und nachhaltig hergestellt werden. „Ganz große Diskussionen gibt es um Themen wie New Economy und New Work. Das sind Punkte, die der Faire Handel schon seit 50 Jahren bearbeitet. Insofern habe ich das Gefühl, dass wir schon relativ weit sind. Jetzt ist unsere Chance, das Ganze noch viel breiter aufzustellen“, stellt Jette Ladiges fest. Dabei sind besonders die Veränderungen im Großen wichtig. Und für eine faire und nachhaltige Zukunft braucht es eine anders geartete Wirtschaft.  „Wir müssen strukturell etwas ändern. Es geht nicht, dass wir nur Plastiktüten vermeiden. Wir müssen umdenken und uns überlegen, was für eine Wirtschaft wir brauchen, um überhaupt an unsere Ziele zu kommen. Und ich glaube, dass der Faire Handel unglaublich viele gute Lösungsansätze hat.“

Zum Weiterlesen

Zur Jubiläumsseite von El Puente gelangen Sie hier.

Hier kommen Sie zum Video-Interview mit El Puente-Gründer Richard Bruns.

Cookies & Drittinhalte

Tracking (Matomo)
Google Maps
Videos (YouTube und Vimeo)

Detaillierte Informationen zu den einzelnen Cookies finden Sie in unserer Datenschutzerklärung

Speichern Alle akzeptieren