Eine Betrachtung der strukturellen und politischen Rahmenbedingungen erlaubt eine Reflexion über grundlegende Aspekte: Welche personellen und finanziellen Möglichkeiten stehen für die Konzeption, Planung und Umsetzung der Bildungsangebote zur Verfügung? Können potenzielle Kooperationspartner das Bildungsangebot durch Diversität und Expertise bereichern? Welche Förderrichtlinien müssen bei der Vorbereitung berücksichtigt werden? Welche (schul)politischen Vorgaben beeinflussen das Bildungsangebot? Passt der Lernort zu den vorgesehenen Inhalten und Methoden? Können ggf. Änderungen des Lernumfelds förderlich sein?
Welche positiven Veränderungen sollen durch das Angebot erreicht werden? Hilfreich für die Formulierung realistischer Ziele ist ein Blick auf den organisatorischen Rahmen wie Dauer und Zielgruppe. Als große Unterstützung für die Bildungspraxis hat sich der Blick auf verschiedene Wirkungsordnungen erwiesen, wie sie in der Studie “Wirkungsorientierung in der entwicklungspolitischen Inlandsarbeit” herausgearbeitet wurden. So ist z.B. bei einem kurzen Workshop zu Fairem Handel nicht davon auszugehen, dass viele Teilnehmende grundlegend ihre eigenen Überzeugungen ändern.
Kenntnisse über die Zielgruppe(n) und deren Bedarfe sind relevant, um das Angebot passend dafür zu konzipieren. Welches Interesse haben die Teilnehmenden an dem Bildungsangebot? Ist die Teilnahme freiwillig? Welche Vorkenntnisse hat die Zielgruppe? Könnte es Hürden zwischen den Lehrenden und den Teilnehmenden geben? Gibt es Zielgruppen, die bisher nicht erreicht wurden, seitens der Organisation aber gerne erreicht würden?
Die inhaltliche und pädagogische Kompetenz der Lehrenden sowie eine Reflexion des eigenen Standpunktes und der eigenen Rolle sind wichtige Aspekte für den Lernprozess. Dabei geht es auch um Machtstrukturen im Verhältnis von Lehrenden und Lernenden, wie z.B. Bevormundung. Sprechen die Lehrenden die Sprache der Zielgruppe, z.B. bezüglich Komplexität und der Nutzung von Fachbegriffen? (Bei der Vermeidung von Fachbegriffen hilft der Glossar Wörter des Fairen Handels in Einfacher Sprache des Weltladen-Dachverbands). Begreifen sich die Lehrenden in dem Prozess auch als Lernende? Wie divers ist das Team, u.a. mit Blick auf die Inhalte des Angebots und die Teilnehmenden? Werden Expert*innen aus dem Globalen Süden einbezogen?
Insbesondere im schulischen Kontext spielt der Beutelsbacher Konsens eine wichtige Rolle. Dieser besagt, dass die Lernenden nicht indoktriniert werden dürfen. Sie sollen in die Lage versetzt werden, sich eine eigene Meinung zu bilden. Für die Bildungsarbeit zum Fairen Handel, die oft Position bezieht, ist es daher wichtig, die eigenen Perspektive transparent zu machen und Räume für eigenes Denken und Reflektieren zu eröffnen.
Hilfreich finden wir in diesem Zusammenhang die Forderung der Frankfurter Erklärung, Streitpunkte und grundlegende Dissense herauszuarbeiten, Gegensätze aufzuzeigen und kritisches Denken zu fördern.