Was wolltet ihr mit dem In Good Company-Report erreichen?
Der In Good Company-Report begegnet den oben beschriebenen Herausforderungen auf eine neue Art. Er untersucht Fair-Handels- und Sozialunternehmen, die in globalen Lieferketten handeln und als Zielsetzung eine Mission verfolgen, die Ressourcen und Chancen gerechter verteilen möchte. Es geht also darum Unternehmen zu untersuchen, die dieses Ziel als Zweck ihres gesamten Unternehmens begreifen und sie mit all ihrer Energie und Kreativität verfolgen.
In dem Report geht es aber nicht darum, Unternehmen und ihre Aktivitäten anhand eines vorgefertigten Rasters zu bewerten. Vielmehr möchte der Report die Vielfalt der Lösungsansätze und die Gemeinsamkeiten zwischen den Unternehmen darstellen. Wir möchten inspirieren und vernetzen. Wir möchten zeigen, dass „Business as Un-usual“ nicht nur möglich, sondern bereits Realität ist.
Was sind für dich die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Report?
Die untersuchten Unternehmen teilen gemeinsame Werte und Prinzipien, an denen sie ihre Arbeit ausrichten, das konnten wir deutlich aufzeigen. Für sie steht das Wohlergehen ihrer Partner*innen im Mittelpunkt ihres Wirtschaftens und daraus ergeben sich viele Gemeinsamkeiten. So werden Partnerschaften beispielsweise langfristig und überwiegend direkt gepflegt und auch in Krisen aufrechterhalten. Auch erwirtschaftete Gewinne werden nicht etwa an die Eigentümer*innen ausbezahlt, sondern in Unternehmen und Mission reinvestiert.
All dies ermöglicht es den Unternehmen, passgenaue Strategien gemeinsam mit den Partner*innen zu entwickeln. Und hier liegt der zweite spannende Punkt: Wie es gelingen kann, gemeinsam mit individuellen Partnerorganisationen und -unternehmen, beispielweise thailändischen Latexproduzent*innen, Kaffeebäuerinnen aus Ruanda oder Kunsthandwerker*innen aus Nairobi, eine Beziehung und ein Produkt zu schaffen, das Wertschöpfung kreiert und fair verteilt, ist sehr unterschiedlich. Hier gibt es keinen Königsweg, sondern es bedarf Überzeugung und Kreativität, um die richtige Lösung zu finden. Der Report bietet hier hoffentlich einen Baukasten, der Interessierten und Gründer*innen gute Beispiele vermitteln und sie inspirieren kann.
Welche spannenden Beispiele aus der Unternehmenspraxis gibt es denn im Report?
Wir haben für jedes Unternehmen ein „Wow“ herausgearbeitet, also einen Aspekt, der sie besonders macht. Unter all den tollen Beispielen möchte ich zwei herausgreifen, um deutlich zu machen, was die untersuchten Unternehmen so anders macht als herkömmliche Unternehmen:
Bei El Puente sind die Stakeholder auch Shareholder. Das bedeutet, dass das Unternehmen zu gleichen Teilen den Arbeitnehmenden, Produzent*innen, Kund*innen und Gründer*innen gehört. Das bedeutet in der Praxis, dass Produzent*innen ein direktes Mitspracherecht besitzen.
Conflictfood legt den Fokus auf Handel mit Produkten aus Krisenregionen und arbeitet (meist) mit Produzent*innengruppen, die zuvor keinen Marktzugang hatten. Als erstes Unternehmen vor Ort zu sein und Pionierarbeit zu leisten, erfordert von Conflictfood viel Geduld, persönliche Risikobereitschaft der Gründer, Idealismus und Sensibilität beim Aufbau von persönlichen Beziehungen und Exportlieferketten.
Die beiden Beispiele sollen zeigen: Die Unternehmen denken Wirtschaft anders und haben dies tief in die DNA ihrer Unternehmen eingeflochten.